Freitag, 5. März 2010

Leipzig hat mich wieder

Yay!!! Ich bin wieder daheim. Und es war alles andere als langweilig oder unspektakulär.

Nachdem spät abends am Sonntag noch Vronis Nachmieterin eingezogen ist (nette Deutsch-Schweizerin, aber Raucherin - wird also schon allein deshalb von Vroni um Lä-ä-ä-ä-ängen geschlagen), bin ich am Montagmorgen ganz geplant frühstücken gegangen, da ich mich mit dem halben Wohnheim dazu verabredet hatte. Das letzte Frühstück... (*hust* Nur nicht nostalgisch werden.) Nach diesem wehmütigen Mahl hab ich meinen Krams im Zimmer zusammengesucht, was schon von Rabia und Amparo sauber gemacht wurde, Tasche und Koffer in der Rezeption abgestellt, meine Kaution abgeholt und bin dann rüber zu Edward gegangen, um da die Zeit bis zum Zug zu verbringen. Aus meinen restlichen Champignons, Tomaten und allem was dazu gehört hab ich dann eine ziemlich gute Lasagne gemacht (Käse und Muskat haben wir uns von Fokko geborgt...). Weil das Wetter glücklicherweise sehr gut war, haben wir einen Spaziergang durch Genf unternommen, mein letzter. Runter in die Stadt, etwas am See entlang und dann wieder zurück... und dann musste ich auch schon zum Zug. Chris hat mir freundlicherweise beim Schleppen geholfen, ansonsten hätte ich bestimmt doppelt so lang gebraucht!! Und dann rein in den Zug, nach zwei Stationen auch einen Platz mit Überwachungsblick auf meine Tasche bekommen und ab geht die Post. Nach Norden, nach Deutschland, heim ins schöne Leipzig!!!!

Wie ich bestimmt schon mehrmals erwähnt habe, hab ich eine wahnsinnig gute Zugverbindung zum unschlagbaren Preis von 40 € bekommen, und zwar zuerst eine Regionalbahn nach Basel und von da aus ein City Night Liner direkt nach Leipzig. Da saß ich dann also im Zug nach Basel und mir schräg gegenüber saß ein ca. 2 Jahre altes französisch-schweizer Mädchen, was mit der Dame auf dem Platz gegenüber geschäkert hat (bzw. umgekehrt), ich hab mich auch etwas zum Affen gemacht ^^ Die Dame gegenüber hat dem Mädchen dann eine leere Verpackung mit Packungsbeilage irgendeiner Antifaltencreme gegeben, mit dem sich das Kind mindestens eine Stunde beschäftigt hat: Aufmachen, Zettel rausholen, ein bisschen auffalten, zufalten, versuchen ihn wieder reinzustecken... Es war eine wahre Freude, das Mädchen war wirklich sehr aufgeweckt. Die Mutter hat während der gesamten Zeit eigentlich nur gelesen oder telefoniert.

In Basel angekommen habe ich dann eine gute Stunde auf den Night Liner gewartet, meinen Platz bezogen (auf dem Weg dahin bin ich erstmal in den falschen Waggon eingestiegen und wurde deshalb von einem Berliner etwas verarscht, der mir aber angeboten hat, meine Tasche zu tragen) und weil ich ja so ein vom Glück verfolgter Mensch bin, war genau an diesem Ende des Waggons das Klo nicht nur wegen Frostschaden kaputt und zugesperrt, sondern hat auch noch einen betörenden Duft nach Pisse verströmt. Man hat sich zwar nach ein paar Minuten dran gewöhnt - ich kann ja sowieso nie irgendwas riechen -, ekelhaft war es aber trotzdem, und die Leute, die noch näher am Klo saßen, haben mir wirklich leid getan.

Was mir im Night Liner aufgefallen ist: Alle Leute sind so nett!! Ein Junge, der mit seiner Mutter eingestiegen ist, hat mir eine Tür aufgehalten, der Berliner wollte meine Tasche tragen und der Typ, der den Sitz neben mir hatte, war wirklich ein Netter :) Ein Chemnitzer, der vor ein paar Monaten spontan einen Job in der Schweiz angenommen hat und jetzt da unten wohnt. Mann, der hat ein Glück. Er hat mir eines dieser Deckenpakete mitgebracht, was von der DB ausgegeben wird (schöööööne, dunkelblaue, etwas kratzige, eingeschweißte Wolldecken), war wirklich sympathisch, lustig, hat nicht geschnarcht und seine Beine und Füße auf seiner Seite gelassen. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, nicht gut zu schlafen. Ich hatte diese Sleeperettes wirklich bequemer in Erinnerung. Zusätzlich hat das Rad des Waggons in den Kurven immer schrecklich gequietscht und nachts um 1 ist dann noch ein junges amerikanisches Paar eingestiegen, von dem die Frau sich minutenlang beschwert hat: "Honey, it stinks like piss. Just as if I was sitting right in it. Honey, let's change places!!!" - "We can't change places, we reserved them." - "It smells like piss!!"... and so on. Nach ein paar Minuten hab ich dann mal ein genervtes "Ssshhhhhh" vernehmen lassen und sie hat ihre Stimme etwas gedämpft und ich konnte wieder in meinen Halbschlaf zurückdriften.

Morgens wurden wir leider nicht mit Kaffee (oder Tee - ich faste ja Kaffee und halte es wirklich gut durch) geweckt, sondern sind ganz allein aufgewacht. Draußen ging über Sachsen die Sonne auf und ich hab mich wie eine Irre gefreut, gleich aus dem Zug zu hüpfen. Damit Wiebke mich sofort erkennen konnte, hab ich mich in mein Oranje-Trikot geworfen und bin laut johlend rumgesprungen: "Schade, Deutschland, alles ist vorbei!!!" Wiebke hat mich auch erstaunlicherweise sofort erkannt, mich fast umgerannt - oder ich sie? - und wir haben ausführlich Wiedersehen auf Gleis 10 gefeiert, und zwar mit zwei gekochten Eiern. So haben wir am Tag meiner Abfahrt nach Genf vor einem halben Jahr auch den Abschied gefeiert, denn ich hatte noch zwei Eier, die ich nicht verkommen lassen wollte... also hatte ich sie als Proviant mitgenommen und gleich auf dem Bahnsteig vertilgt.

Im Bahnhof habe ich noch den Berliner gesehen und ihm einen wunderschönen Tag gewünscht (mein strahlendes Lächeln hat ihn etwas irritiert, glaube ich) und dann haben wir mit vereinten Kräften mein Gepäck nachhause gebracht. Die Haltestellenansangen in der Tram sind immer noch auf Deutsch, Englisch und dem absolut falsch klingenden Französisch, Leipzig ist ganz das Alte. Bei mir angekommen habe ich schon angefangen mit Auspacken, Wiebke hat währenddessen eine ganze Armada von Frühstücksnahrungsmitteln auf meinem Tisch ausgebreitet - unter anderem auch Porridge, also Haferbrei. Alter Verwalter, DER war gut!!!!! Mit Apfelstückchen und Zimt, einfach nur hmmmmm.

Danach hab ich meine restlichen Sachen ausgeräumt, Ordnung gemacht, meine Gitarre liebevoll in den Arm genommen und dann bei Arcor aka Vodafone angerufen, um meinen Internetanschluss wieder anschalten zu lassen, den ich während des Semesters abbestellt hatte, um Geld zu sparen. Laut dem Telefonator damals müsse man zum Anschalten "nur einen Knopf drücken" [sic], damit ich sofort wieder megabyteweise das heute-journal runterladen kann. Aber nun ist es an der Zeit, mal wieder richtig zu fluchen: Diese verf***ten H***... ja, ja, ich lasse es besser. Die nette Frau am Telefon hat mir - nach 10 Minuten Wartemusik - lächelnd mitgeteilt, dass ich erst ab dem 21.03. Internet haben könne, denn das würde von der Telekom abhängen. WTF!!!!!! DANKESCHÖN, ihr... ihr... Bitte setzen Sie nach Belieben nicht jugendfreie Schimpfworte und/oder Verwünschungen ein. Danke. (Dass sie gelächelt hat, konnte ich hören. So etwas hört man.) Tja. Da hat mich Arcor wohl mal wieder genatzt. Momentan bin ich wechselweise bei Wiebke und Chris und schnorre mir etwas WLAN, nebenher habe ich ein paar Zettel im Haus aufgehängt auf denen ich die Besitzer der Netze X, Y und Z bitte, sich bei mir zu melden, da ich eines dieser Netze gerne anzapfen würde. Bisher hat sich noch niemand gemeldet.

Nach diesem unerfreulichen Gespräch habe ich mich erst einmal für zwei Stunden schlafen gelegt.

Diese zwei Stunden wurden wenige Minuten, bevor mein Wecker sowieso geklingelt hätte, von einem Anruf des (Leipziger Schlangen-und-Spinnen-)Chris abgebrochen, mit dem ich ein paar Minuten telefoniert habe, bevor ich dann mit Wiebke in die Stadt gefahren bin, um tonnenweise Fisch, Gemüse, Wasabi und Algenblätter zu kaufen, mit denen wir dann abends zusammen mit Stefan, Stefanie und Chris Sushi gemacht haben. Das Sushi war wie erwartet ganz phantastisch, Wiebke hat dazu noch Feldsalat mit Ingwer-Honig-Dressing und in Honig angebratenen Tofu (oder ist es "das Tofu"?) gemacht. Es war ein wahres Festfressen!!!!!! Danach hat uns die Abenteuerlust gepackt und wir haben einen Horrorfilm geschaut, allerdings nicht auf meinem Bett, sondern drüben im alten Haus... Zu diesem Anlass hatten die DB-Decken gleich ihren ersten Einsatz als Sitzunterlage. Der Film, Paranormal Activity, war etwas merkwürdig, aber naja... es war ein Erlebnis. Später haben wir noch Jungle Speed gespielt, und andauernd musste ICH mich mit Chris um das Holztotem kloppen!!! Und obwohl ich in 90 % der Fälle den besseren Griff hatte, hat er immer gewonnen.

Und nun sitze ich bei Chris auf der Couch und warte drauf, dass er vom Einkaufen zurück kommt, damit wir dann später mit seinen Nachbarn (und hoffentlich auch Wiebke, die grad Kopfschmerzen hat) pokern können. POKER, yeah :D

Oh, inzwischen sind meine Stiefel repariert!! In der rechten Sohle war lange ein Loch, das Christopher (Genf) und ich mehrmals zu reparieren versucht haben, aber nur erfolglos. Gestern habe ich die Stiefel zum Schuster gebracht und nun haben beide neue Sohlen und Absätze, die das restliche Material der Stiefel wahrscheinlich lange überleben werden. Und das alles für nur 20 €... In Genf hätte ich mich dumm und dämlich bezahlt.

Gleich noch etwas zu den hiesigen Preisen (hier spricht die Kapitalistin in mir). Es war ja abzusehen, aber dass es so einschneidend sein würde, hätte ich nicht erwartet. Vorgestern war ich bei Lidl und habe wahllos Dinge eingekauft; Bananen, Äpfel, Zahnbürsten. Und als ich dann mit vollen Armen an der Kasse stand und nur 5,34 € zahlen musste, fiel mir die Kinnlade bis zu den Knien und ein lautes "Wow" entfleuchte meinem offenen Mund.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen