Sonntag, 28. Februar 2010

Sleeperette vs. Couchette

(Die Worte könnten ja glatt von mir stammen.) Sleeperette, so nennen sich die Ruhesessel bei der Deutschen Bahn; Couchettes sind die ewig zu kurzen Liegen in den Liegewagen.

Gestern Abend war ich noch etwas beunruhigt, weil ich nicht wusste, ob ich ne Platzreservierung für den Nachtzug habe, aber anscheinend ist das obligatorisch. Und ich werde eine Sleeperette okkupieren (am Fenster!!!), die ungefähr so aussehen dürfte:

Eigentlich nur ein Sessel mit Hütchen...

Als ich damals zur Taufe meines Patenkindes Sebastian gefahren bin und durch einen Fehler der Deutschen Bahn mein Zug ausfiel (ich hatte Monate im Voraus gebucht, obwohl zu der Zeit schon bekannt war, dass genau DIESER Zug nicht fahren würde) und ich mit einem City Night Liner fahren durfte, sah der Ruhesessel allerdings etwas komfortabler aus, etwas massiver... Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, vielleicht saß ich wegen der Umstände in der 1. Klasse?

Mal sehen. Jetzt werde ich mich mal in einen präsentableren Zustand bringen, denn ich weiß nicht, wann Vronis Nachmieterin eintrifft.

Samstag, 27. Februar 2010

Das Ende rückt näher

Meine Blogeintragstitel werden zusehends düsterer. Hmmmm... woran das wohl liegt...

Ich bin fast fertig mit dem Packen. Meine riesige Reisetasche steht bis an den Rand voll mit in Plastiktüten verpackten Klamotten (danke für das Ordnungs-Gen, Mama!!) im Schrank, der Schrank geht nicht mehr zu und da er nicht zu geht, geht er dauernd auf, also hab ich ihn mit einem Stückchen Tesa gesichert. Und nun warte ich auf Vroni und ihre Eltern, die das Auto mit Vronis Sachen vollräumen werden. Wenn noch ein bisschen Platz drin bleibt, werde ich ihnen meine Waage, die Wörterbücher und die Pokerchips mitgeben können. Das sind die Dinge, die gefühlte Tonnen wiegen... an sich ist meine Reisetasche aber gar nicht soooooooooo schwer - sage ich zumindest jetzt noch. Beim Umsteigen in Basel am Montagabend werde ich noch fluchen, aber dank der Anstrengung dann friedlich bis Leipzig schlummern.

Oh, a propos Ordnung in meinem Koffer: Es ist eine wahre Freude, meine Klamotten fein säuberlich in Plastiktüten einzupacken und dann passgenau in die Tasche zu verstauen. Bei mir werden da haufenweise Endorphine freigesetzt, schätze ich... Ich hab sogar ne Excel-Tabelle gemacht, in der drin steht, welche Klamotten in welcher Tüte sind :D

Noch über 48h in Genf und beide Abschiedsfeiern sind vorbei. Die bei Fokko war grandios, es gab wieder frittierten Brie mit Himbeersauce *sabber*, wir haben gepokert und es gab ein Abschiedsgeschenk für mich :) (Vroni bekommt ihres später... was es ist, sag ich nicht, denn man weiß nie, wann sie mal meinen Blog liest.) Ja, mein Abschiedsgeschenk, ein ganz unglaublich kreatives und in Deutschland gefährliches Geschenk: ein niederländisches Fußballtrikot mit Unterschriften von allen beteiligten Niederländern und Vroni!!!!!! Trotz aller Animositäten werde ich es während der WM tragen und für die Niederlande johlen, solange sie nicht gegen uns spielen. Wenn dieser Fall eintreten sollte, komme ich eventuell in einen Gewissenskonflikt und muss zwischen Patriotismus und blauem Auge + Prellungen + gebrochenen Gliedmaßen entscheiden.

Die zweite Abschiedsfeier war im Home St.-Pierre. Vroni und ich hatten den schon vor zwei Wochen gebackenen Zitronenkuchen noch einmal gemacht und Vronis restliche Haferflocken reingekippt - was ihn etwas knuspriger gemacht hat. Er war im Endeffekt nicht ganz so gut wie der letzte, da er nicht so fluffig war und nicht so hochgegangen ist... aber das interessiert eh niemanden, und mittlerweile ist er komplett aufgegessen. Durch Mundpropaganda hatten wir alle "relevanten" Mitbewohnerinnen eingeladen, außerdem Christopher, und Liesa hat ein Dessert aus Baiser, Sahne und gefrorenen Früchten gemacht (seeeeeehr lecker, je mehr man gegessen hat, desto besser wurde es). Ein paar andere Mädchen haben Kekse und Chips mitgebracht. Christopher hat während der ersten halben Stunde gedankenversunken am Klavier gesessen und gespielt, das Highlight war seine Performance des Titelsongs von Die Nanny für Vroni!!!! Mit jedem Mal Vorspielen wurde es perfekter. Tja, wir saßen dann im Frühstückssaal und haben gut drei Stunden lang gegessen und geredet und Abschied gefeiert und sonst nicht viel gemacht... und ich bin bei jeder längeren Gesprächspause panisch geworden, weil ich als Gastgeberin IMMER Angst habe, dass sich die Gäste langweilen könnten. Anscheinend war dem aber nicht so.

Heute Abend gibt es dann Raclette bei Maurits, featuring Vronis Eltern, die seit der Schulzeit kein Englisch mehr geredet haben. Und Maurits wird mit seinen Deutschkenntnissen, bestehend aus "Schade, Deutschland, alles ist vorbei", "Mir ist langweilig", "ein bisschen" und "verarschen" nicht weit kommen. Also werden Vroni und ich unseren zukünftigen Job ausüben und dolmetschen.

Und wenn ich Glück habe, gibt es morgen Abend bei Victoria (Christophers Vermieterin) Fondue :) Aus irgendeinem Grund mag sie mich und will mich einladen. Ich werd mich nicht wehren... Käse schließt den Magen und ist somit das perfekte Essen für einen würdigen Abschied.

Die letzte Nacht werde ich übrigens schon mit Vronis Nachmieterin zusammen verbringen - die zieht morgen ein. Ein Kommen und Gehen...

Edit #1: Vroni hat ihr Geschenk von mir bekommen!!! Es ist eine Schweizer Flagge mit den Unterschriften und guten Wünschen aller "wichtigen" Personen, die ich auftreiben konnte, also haufenweise Mitbewohnerinnen, die Niederländer, Christopher, Maurits' Mitbewohner...
Edit #2: Vronis Eltern nehmen sogar meinen Wintermantel und ein paar Pullover mit ^^ Jetzt darf es in Leipzig bloß nicht wieder kalt werden.

Montag, 22. Februar 2010

Das Ende naht

Nur noch wenige Tage in Genf. Viel zu wenige. Vronis Eltern kommen am Samstag und nehmen sie am Sonntagmorgen mit, ich fahre am Montagnachmittag mit dem Zug direkt nach Leipzig. Direkt heißt, dass ich nur einmal in Basel umsteige und von da aus mit dem Nachtzug weitergondele. Ich muss mir nicht mal Reiseproviant machen, ist mir vorhin aufgefallen :D

Tja... und damit ist das Auslandssemester auch schon wieder zuende!!! Wiebke wird jetzt protestieren, denn sooooo schnell ging es auch wieder nicht (wir haben regelmäßig im MSN rumgejammert, wieviele Monate es noch dauert), aber das war es - das famöse Auslandssemester!! Von langer Hand geplant, mit unbestimmten Erwartungen angetreten, erstaunlich gut überstanden und nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge beendet. Das lachende Auge schaut schon nach Leipzig und die dort schändlich zurückgelassenen Freunde, das weinende Auge schaut auf Genf, die dort neugewonnenen und nun ebenfalls schändlich zurückzulassenden Freunde und auf das Ende der sorglosen Zeit und den Anfang der Bachelorarbeit. Und Vroni lässt ja mit Maurits etwas mehr zurück als ich. Ach ja, ach ja, Genf... wir werden es vermissen... Aber wir sinnieren schon seit ein paar Tagen darüber, wann wir im Sommer ein paar Wochen (?) einschieben können, um mal wieder herzukommen (oder hinzufahren, wie man's nimmt).

Zusätzlich zum ganzen Packen, Ausländerausweis-Zurückschicken, Mitbringsel kaufen, letzte Wäsche waschen, Abschiedsgeschenke kaufen und basteln und hastig noch Fokkos letzte Asterixhefte lesen kommen dann auch noch Abschiedsfeiern. Einerseits werden wir ein letztes Festessen mit den Niederländern bei Fokko veranstalten, andererseits wird noch ein letzter Kuchen gebacken und zusammen mit Kaffee, Tee (denn ich faste bis Ostern Kaffee, hihi) von Mitbewohnerinnen im Hôme St.-Pierre und Christopher verspeist. Ich habe wieder zu den Kuchen zurückgefunden, denn die gelingen mir besser als Cupcakes. Ob das nun an der Muffinform, dem Ofen oder an mir liegt - ich weiß es nicht, aber die letzten beiden Blechkuchen (Zitrone mit Guss und Kokoskuchen) kamen viel besser an als alle Cupcakes zusammen!!

Den Zitronenkuchen gab es vorletzten Sonntag zum Frühstück, den Kokoskuchen am letzten Sonntag. Neuste Mode ist nämlich das Sonntag"morgens"frühstück bei Fokko, was traditionell ab ca. 10:30 abgehalten wird (je nachdem, wann Edward aufwacht), mindestens eine Stunde dauert und dann nahtlos übergeht in Anschauen von IT Crowd, Amazing Race, einen Spaziergang, Pokern, Abendbrot... Und das nimmt dann den gesamten Tag ein. Vorletzten Sonntag waren wir am See auf der Ile Rousseau, auf der es momentan eine kleine Ausstellung in einem kugeligen violetten Zelt der Uni Genf gibt. In dieser Kugel bekommt man alles über DNS, Genome etc. gezeigt. Edward hat zwar kein Wort verstanden, da alles auf Französisch ist, aber Fokko hat ihm das Nötigste übersetzt (denn ER ist eine "Translatrix", ja ja...). Am letzten Sonntag haben wir bei allerbestem Wetter einen Spaziergang am Fluss entlang nach Jonction und noch weiter gemacht, waren dann im Tiergarten und haben eine heiße Schokolade getrunken. Die bekommt man hier nicht fertig serviert, sondern als Glas heiße Milch mit einem Tütchen Suchard-Trinkschokolade (made in Germany!) und einem Löffel. Die ganz Harten kippen dann auch noch das Zuckertütchen rein. Und weil meine Eltern Chemiker sind, habe ich nicht einfach den Kakao in die Milch gekippt, sondern mit rechts ständig gerührt und links nach und nach Kakao gekippt. Hat zwar 10mal so lange gedauert wie bei der Dutch Connection, mir aber das Gefühl gegeben, doch etwas naturwissenschaftliches "Feeling" in meiner DNS zu haben.


Fokko sorgt für meine Heiterkeit - im Hintergrund das Aquädukt von Jonction


Blick vom Pont Butin nach Osten


Der Pfau im Tierpark hat jedes Mal ein Rad geschlagen, wenn das Kaninchen ihm zu nahe kam


Der Steinbock, mein Sternzeichen!


Und nun - die Kurznachrichten.

Wo wir grad bei Fotos sind:

Voilà, mein französischer Zopf, ganz selbstgemacht! Seitdem ich mir ab und zu einen normalen Zopf flechte, wollte ich sowas ausprobieren, und hatte neulich auch die Muße dazu. Es ist auch gar nicht so schwierig. Aber es sieht an mir nicht gut aus.

Hier im Hôme hab ich mich über dieses Semester übrigens zum Computerdepp geschafft... Der einen Rezeptionistin habe ich ja schon ihren Computer und sein Funktionen von vorne bis hinten und wieder zurück erklärt, dann den Gäste-PC im Esszimmer wieder mit dem Internet verbunden, während des Semesters gut 30mal den WLAN-Router neugestartet, wenn das Internet mal wieder überlastet war (er hängt praktischerweise direkt neben unserem Zimmer) und neuerdings werden verzweifelte Mitbewohnerinnen ohne Internetverbindung direkt zu mir ins Zimmer geschickt. Die eine hatte nur das Passwort falsch eingegeben *grummel* Was die ohne mich machen werden? ^^

Ich hab übrigens alle meiner 7 Klausuren bestanden. Und bei der einfachsten Klausur ("Laden Sie dieses Word-Dokument herunter, beantworten Sie die Fragen, formatieren Sie das Dokument anhand der Angaben, schicken Sie das fertige Dokument per Mail an Ihre Professorin und vergessen Sie nicht die Netiquette") die schlechteste Note eingesackt, aber was soll's...

Momentan bin ich etwas krank... auf unerfindliche Weise (diesmal war es NICHT das Schwimmen!!) hab ich mir nen handfesten Schnupfen eingefangen und schneuze und huste immer noch etwas herum.

Und zu guter Letzt: eine kleine Warnung an alle, die das neuste Album der Wise Guys kaufen wollen. Tut es NICHT. Ich hab es mir auf semi-legalem Wege besorgt, angehört und bin enttäuscht. Einfallslose Melodien, wortspielarme Texte, kurz - gar nicht ansprechend,;das ganze Album ist totaler Durchschnitt, wenn nicht weniger. Kein einziges Lied reißt einen mit oder regt zum Träumen, Lachen, whatever an... Jedem eingefleischten Wise-Guys-Fan ist davon abzuraten. Ganz ehrlich. Das ist übrigens nicht nur meine Meinung, sondern auch die von Wiebke und haufenweise anderer Hörer, die sich bei Amazon ausgeweint haben.

Samstag, 20. Februar 2010

I have something great to reveal!

Und wie.

Check it out: Link

PS: Garantiert viren- und trojanerfrei.

Freitag, 12. Februar 2010

Part 2 - Luzern

Der letzte Eintrag hat damit geendet, dass ich ins Bett gegangen bin, um am nächsten Morgen um 3 Uhr aufzustehen und zur Tagwache zu gehen. Das stimmt auch beinahe, abgesehen davon, dass ich Vronis Wecker gehört und ignoriert habe, um dann um 3:44 geweckt zu werden, was mir nur noch Zeit für eine Tasse Kaffee und eine Scheibe Brot gegeben hat :( Ausrüstung für diesen Tag: Zwei Paar Socken übereinander, drei lange Oberteile übereinander (+ Mantel), zwei Paar Handschuhe übereinander, Kamera. Das war aber auch sowas von nötig. Eine weitere Vorkehrung wäre eine Kostümierung und die Aufnahme einiger Deziliter Alkohols gewesen, aber das haben wir uns gespart.

Nach dem überstürzten Fast-Frühstück sind wir um 4 Uhr morgens in den Bus gehüpft und in die Stadt zur Tagwache gefahren. Fasnacht in Luzern, was ist das eigentlich? Klingt komisch, is aber so, erklär ich euch *räusper*... (Die ausführliche und akkurate Erklärung der Tagwache findet sich hier, ich erzähl meine Version.) Die Tagwache scheint der offizielle Beginn der Fasnacht in Luzern zu sein, nachdem die Tage und Wochen vorher schon Bälle stattfinden, bei denen von den Guggemusikern bzw. Fasnachtsgruppen noch die Masken des Vorjahres getragen werden. Am Schmutzigen Donnerstag werden zum ersten Mal die neuen Masken und Kostüme angelegt, die das ganze Jahr über passend zum "Sujet" (= Thema) gebastelt wurden. (Es ist also nicht wie bei uns, dass die Funkenmariechen jedes Jahr das gleiche Kostüm anziehen. Tun sie das überhaupt?? Ach, ich kenn mich gar nicht aus...) Nach all diesen Bällen und Besäufnissen kommt nun also der Schmutzige Donnerstag, der mit der Tagwache um 5 Uhr morgens beginnt.

Dazu finden sich alle Fasnachter, Betrunkenen, Verkleideten (gut 95 %) und Touristen (manchmal kombiniert zu finden) in der Stadt auf dem Kapellplatz und drumrum ein. Um 5 Uhr hört man den "Urknall", der nicht sehr laut ist und alle warten auf eine dubiose Person, die zum Zeitpunkt des Urknalls von einem Boot auf der Reuss steigt und sich dann ihren Weg durch die Menge bahnt. Sobald diese Person das Podest in der Mitte des Platzes erreicht hat, brüllen alle Leute laut - falls sie das nicht sowieso schon tun - und dann kommt der richtige Knall, denn über dem Platz gespannt sind einige Ballons mit Papierschnipseln, die mehr oder weniger gesprengt werden. Das sieht dann so aus:

Ein bisschen Schnee ist auch noch mit drin.

Der Spaß nennt sich übrigens "Fötzeliräge", wobei jeder normale Deutsche NICHT sofort an die korrekte Übersetzung "Fetzenregen" denkt. Aber das verdenke ich auch keinem, Helvetismen sind etwas... ääähh... merkwürdig. Es regnet also tonnenweise Papierschnipsel und jeder freut sich wie ein Schneekönig. Die Papierschnipsel konnte ich übrigens identifizieren, denn vorhin hab ich einen in meiner Tasche gefunden: Es sind geschredderte Telefonbücher. Nachdem man sich freie Sicht verschafft hat, brüllt man noch etwas und läuft dann durch die Stadt - ziellos, wie mir scheint. In der Stadt sieht man überall Guggemusikgruppen, die anscheinend auch ziellos, aber in geordneten Reihen und musizierend durch die Gassen laufen und damit zum Mitwippen animieren. Wer weiß, vielleicht wippt man auch, weil es so grausam kalt ist und man nicht erfrieren will, aber das habe ich noch nicht vollständig eruieren können. (Dazu ganz kurz: Es hat die ganze Zeit geschneit, die Temperaturen lagen um die -10°C, und auch zwei Paar Socken und Handschuhe schützen nicht davor. Das letzte Mal, dass ich so gefroren habe, ist zu lang her, um mich noch dran erinnern zu können. Also mindestens zwei Wochen.) Wenn man dann irgendwann genug vom Herumwippen und Gruselige-Masken-Anschauen hat, geht man frühstücken - Andrea, ihre Mutter und deren Freund haben das gemacht und nein, wir wurden nicht schändlich im Stich gelassen, das war alles so geplant. Vroni und ich haben die restliche Stunde bis zur Öffnung von Starbucks mit der Suche nach einem offenen, geheizten Laden verbracht und wurden auch fündig bei einer Bäckerei im Bahnhofsgebäude. Um Punkt 7 Uhr haben wir uns dann zu Starbucks begeben, wo es - trotz vieler betrunkener, verkleideter Fasnachter - erstaunlich ruhig war und wir sogar zwei Sessel gefunden haben. Die außerordentlich kurze Nacht hat ihr Tribut gefordert - ich habe geschlafen / gedöst und mich zum ersten Mal selbst Schnarchen gehört, und Vroni hat engelsgleich über mich gewacht :)

Dem Plan folgend sind wir uns irgendwann zu Alexandra gefahren, die als nicht-so-begeisterte Fasnachterin nicht bei der Tagwache dabei war und bei der wir zum Frühstück eingeladen waren. Dort haben wir die Luzerner Zeitung studiert und nicht nur herausgefunden, dass man den Deutschen das Steuersünden übel nimmt, sondern auch, dass wir langweilige "Nature Joghurt" sind - an Fasnacht unkostümierte Personen ^^ Nach dem - sehr leckeren - Frühstück sind wir zum Verkehrsmuseum gegangen und uns dort im IMAX-Kino "Fly me to the moon" in 3D angesehen, ein Animationsfilm über drei Fliegen, die mit Armstrong zum Mond fliegen. Der Einfachheit halber sind wir dann 20min auf der Promenade am See entlang in die Stadt gelaufen, haben uns bei Alexandras Mutter den Schlüssel für ihre Fußpflegepraxis ausgeliehen und uns ans Fenster gesetzt, um den Fasnachtsumzug anzuschauen. Besser hätten wir es nicht treffen können, denn wir konnten 1. im Warmen sitzen, 2. sitzen, 3. wir hatten den ultimativen Überblick und 4. konnten wir jederzeit auf die Toilette gehen. Und das ist ein nicht zu verachtender Faktor für Menschen, die Kaffee als Grundnahrungsmittel ansehen.

Als ich dann fast mit dem Kinn auf einer Rolle Papier eingeschlafen bin, war der Umzug glücklicherweise zuende und wir sind mit einem Umweg über eine Bar, in der Alexandras bester Freund hinter der Theke stand und uns einen ziemlich starken Rum-Tee-Mix spendiert hat, zurück zu Andrea gefahren. Da noch den Koffer packen, schnell die Katzen knuddeln, uns artig bedanken und dann zum Bahnhof, um die dreistündige Rückreise anzutreten...

Mittwoch, 10. Februar 2010

Part 1 - Lozäääärrrrn...

... aka Luzern, Lucerne, Lucerna. Da sind Vroni und ich grade eben. Wir wurden vor über einem Monat von einer unserer Mitbewohnerinnen, Andrea, in das Haus ihrer Eltern eingeladen und haben uns gestern nach dem Frühstück auf den Weg gemacht.

Man mag es ja nicht glauben, aber zusammen haben wir nur meinen kleinen Koffer voll Gepäck dabei :D Eigentlich wollten wir als Mitbringsel ja Muffins machen, aber was wir da fabriziert haben, hatte den Namen nicht verdient. Es war ein etwas misslungenes Experiment mit Avocado und Chili (aus dem Cupcakes-Buch) und wird sicher nicht wiederholt. Ab jetzt werden Avocados wieder roh gegessen und Cupcakes ohne Zucker als suspekt erklärt.

Wie auch immer, wir sind gestern Morgen mit dem Zug in Richtung Zentralschweiz losgefahren. Bei Molard haben sich Vronis und mein Weg schon getrennt, denn sie hat sich ein Tramticket zum Bahnhof geleistet, ich bin gelaufen... Ich war früher am Bahnhof - aber nass. Nassgeschneit bzw. beschneit und aufgetaut. Die Zugfahrt war ereignislos bis auf die zunehmende Schneemenge außerhalb des Zugs und die letzte halbe Stunde: Da saß ein Schweizer Wehrdienstleistender neben uns und hat geschlafen. Wie wir dann später von Alexandra (eine andere Luzernerin und Mit-Home-Bewohnerin) erfahren haben, können Uniformierte in der gesamten Schweiz kostenlos Zug fahren. Die Glücklichen.

Am Bahnhof wurden wir abgeholt, mein Koffer hat Unterschlupf in der Fußpflegepraxis von Alexandras Mutter gefunden und ich hab mein Schweizer Konto leergeräumt und versprochen, das gesamte Geld zu verprassen. Um diese Drohung gleich wahr zu machen, sind wir zum Heini gegangen, einer Konditorei, und haben uns den Bauch mit Salat vollgeschlagen. Währenddessen haben Andrea und Alexandra uns eine ganze Reihe Vorschläge fürs Sightseeing der kommenden zwei Tage gemacht und wir haben lustig Salat auf und unter dem Tisch verteilt. (Das hat seitdem nicht aufgehört, wir haben wohl eine Pechsträhne... Essen gehorcht uns nicht mehr.) Der Plan beinhaltet eine Tour zu Fuß durch Luzern, eventuell ein Gang ins IMAX-Kino und am Donnerstagmorgen Fastnacht!!!! Das wird ganz schön arg, denn die geht um 5 Uhr los und um nicht als verweichlichte Touris zu gelten, werden wir uns das ab dem bitteren Anfang antun. (Das klingt jetzt negativ, aber es wird sicher ein Heidenspaß!!!!)

Das Sightseeing hat dann auch gleich begonnen, Fotos davon gibt es hier. Im Grunde genommen sind wir die alte Stadtmauer mit den 9 Verteidigungstürmen abgelaufen, genannt Museggmauer. Zwischendurch waren wir noch in zwei Kirchen (beide katholisch, Luzern ist erzkatholisch!!), einem Second-Hand-Shop, einem Café... Luzern ist eine wirklich schöne Stadt, und... äh... ja, man sieht es auf den Fotos. (Im Beschreiben von Bauwerken bin ich absolut ungeübt und werde es wohl auch nie lernen.)

Abends sind wir zu Andrea nachhause gefahren. Sie wohnt außerhalb von Luzern in Udligenswil. Wir waren total platt... Das Haus sieht aus wie aus dem Möbelprospekt. Eine riesige Küche, ganz in rot, ein Kamin, ein bodentiefes und so-breit-wie-das-Wohnzimmer-Panoramafenster (putzen olé) mit Blick auf die Berge, eine Sauna (!!), und jetzt kommt das beste: zwei Katzenklappen. Die sind an sich nicht so spektakulär, aber die zwei sich dort hindurch bewegenden Wesen umso mehr:

Nur das rechte der beiden Wesen bewegt sich normalerweise durch die Katzenklappen, das linke nehme ich morgen wieder nach Genf mit. Sonst bringt Maurits mich um.

Was ich eigentlich sagen wollte: Andrea hat zwei unglaublich süße und schmusige Kater!!!!!!!!! Auf dem Bild zu sehen ist Pepino, und hier ist Simba:

Smile!

Nach einer für mich nicht besonders erholsamen Nacht (ein Doppelzimmer ist okay, aber ein Ausziehsofa ist dann doch zu viel des Guten, wenn man mich fragt) haben wir ein Frühstück mit dem ultimativen Blick auf die Berge genossen. Was den Blick vom gestrigen Abend getoppt hat, war der Schnee. Überall. Schnee. Und noch mehr Schnee. Alles weiß. (Ja klar, wir sind hier in den Bergen und Schnee ist normal, aber wann sieht man denn als Stadtkind so viel davon und dann auch noch gleich beim Frühstück??!) Andrea war davon völlig unbeeindruckt und hat uns nach dem Frühstück drei Museen vorgeschlagen, die wir uns anschauen könnten: Gletschergarten, Verkehrsmuseum und noch eines, dessen Namen ich vergessen habe.

Wir waren letztendlich im ersten und haben uns über die Entstehung der Schweiz schlau gemacht, die anscheinend größtenteils durch riesige Gletscher zutage kam. Thematisch nicht sehr passend gab es im gleichen Museum auch eine Ausstellung zu Teddybären, die für meinen Geschmack allerdings viel zu klein geraten war. Das Highlight des Museums war aber das Spiegellabyrinth, was vor über 100 Jahren mal zu einer Art Expo in der Schweiz geschaffen wurde und dann nach Luzern umgezogen ist. Das war der absolute Wahnsinn!!!! Als ob man fünffach geklont worden wäre... Und ich bin kein einziges Mal gegen einen Spiegel gerannt :D

Ein Keks für jede multiple Persönlichkeit auf dem Foto.

Nach diesem Erlebnis, bei dem jede Facette meiner Persönlichkeit(en) auf ihre Kosten gekommen ist, haben wir noch eine halbe Stunde im Starbucks vertrödelt und sind danach zu Alexandra zum Mittagessen gefahren. Salat, Kartoffel-Aubergine-Champignon-Pfanne, Schweizer Käse, Brot... ein wilder Mix, aber phaaaantaaaaaastisch!!! Überhaupt kommt es mir hier vor, als ob ich nur am Essen bin. Heute Abend gab es bei Andrea nämlich Raclette und als Nachtisch den Christmas Cake, den die englischen Nachbarn zu Weihnachten geschenkt hatten. Mein Bauchumfang wääääächst.

Und nun gehen wir schlafen, damit wir morgen früh um 3 aufstehen und uns dann um 5 die Tagwache ansehen können.

Mittwoch, 3. Februar 2010

The big farmer - the answer

Ich hab ja völlig vergessen, die Antwort des Bauer-Kundenservice auf meine Beschwerde zur zungenunfreundlichen Beschichtung ihrer Joghurtdeckel zu posten!! Sie kam am 13.01. an und war nicht so, wie ich sie mir erhofft hatte. Aber lest selbst.
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Sehr geehrte Frau Rau,

vielen Dank für Ihre Mitteilung und Ihr Interesse an unseren Produkten. Gerne geben wir Ihnen die gewünschten Informationen zur Verpackung unserer Joghurtprodukte.

Bereits seit einigen Jahren verwenden wir einen glatten Deckel. Dieser Deckeltyp gewährleistet eine sichere Versiegelung und ermöglicht gleichzeitig, dass sich die Becher leicht öffnen lassen. Ein weiterer Vorteil ist die bessere und ansprechende Optik des Druckbildes durch die glatte Oberfläche und die bessere Lesbarkeit des aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatums.

Die „Noppen“ bzw. den „Schriftzug“ auf der Rückseite benötigen wir, damit sich beim Abfüllen die einzelnen Aludeckel besser voneinander trennen lassen. Die Noppen sind für die Produktion unverzichtbar, sind aber gesundheitlich völlig unbedenklich.

Unser Vorschlag an Sie: Nehmen Sie den restlichen Joghurt auf dem Deckel doch einfach mit dem Löffel ab, so vermeiden Sie das für Sie unangenehme Gefühl auf der Zunge und Sie „verschenken“ auch keinen Joghurt.

Sollten Sie noch Fragen haben, setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung.

Weitere Informationen zu unserem Unternehmen, zum aktuellen Sortiment und zu neuen Produkten finden Sie auf unserer Homepage unter www.bauer-milch.de.

Viele Grüße aus Wasserburg

Ihre

J. BAUER GMBH & CO. KG

Milchverarbeitung

i.A.

Rosmarie Schneider

PS: Die Privatmolkerei Bauer wünscht frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr!

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Frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr? Jetzt kommt mal runter, Leute... das war knapp zwei Wochen ins neue Jahr rein.

PLEASE STOP DOWNLOADING!!!! and Energieverschwending

Das ist so eine Art Problem bei uns... 40 Mädchen, die gleichzeitig ins Internet gehen, verlangsamen die Verbindung und bringen sie manchmal ganz zum Erliegen. Dann muss irgendjemand den Router neustarten, der in 3m Höhe hängt... ein lebensgefährliches Unterfangen, aber was tut man nicht alles dafür, minütlich seinen Facebook-Account checken zu können.

Und damit wir das nicht vergessen, hängen seit Urzeiten diese Zettel rum:

Wer mein Internet- und vor allem Downloadverhalten kennt, der weiß, wieviel Beachtung ich dem schenke. Wie gut, dass der Router direkt neben unserem Zimmer hängt ^^

Da niemand - außer Maurits - zu wissen scheint, wo das Problem bei der Sache liegt (zu wenig unterschiedliche DNS-Server, aber fragt jetzt nicht mich, was das heißt), wurde in den 5 Monaten meines Aufenthalts schon mindestens einmal ein neuer Router gekauft.

Und wo wir grade bei Geldverschwendung sind: Die Fenster sind einfach verglast und niemand scheint zu wissen, dass man einen Wasserkocher nicht nur zum Wasserkochen für Tee und Kaffee benutzen kann, sondern auch Wasser für Kartoffeln, Nudeln etc. damit vorkocht, anstatt 10min neben dem Topf zu stehen und zu warten, bis das Wasser endlich blubbert. Und dann muss man den KLEINEN Topf natürlich auf die GROSSE Platte stellen (Topfradius: 7cm, Plattenradius: 10cm), denn so kocht das Wasser sicher viel schneller. Und wenn es dann kocht, lässt man die Platte mit 3 (von 3) weiterheizen, anstatt auf 1 runterzuschalten, denn wenn man auf 1 zurückschaltet, gefriert das Wasser augenblicklich.

ICH KRIEG HIER TÄGLICH DIE KRISE!!!!!!!!!!!!!!!! Alter. Echt jetzt.

(Und Geschirr wird nur richtig sauber, wenn man den Schwamm in Spülmittel tränkt und das Wasser während des gesamten Vorgangs voll aufdreht *zu Vroni schiel*)

Dienstag, 2. Februar 2010

Bazinga!

Wow. Also ICH atme jetzt erstmal lange aus, denn ich bin sowas von fertig (im doppelten Sinn). (Obwohl ich diese Nacht gut 9 Stunden am Stück geschlafen habe, hab ich vorhin noch einen zweistündigen Mittagsschlaf drangehängt.)

Keine Ahnung, wie lange ich diesen Blog etwas vernachlässigt habe, aber Klausuren sind hoffentlich eine gültige Entschuldigung. Und in der letzten zwei Wochen ist auch nicht viel mehr passiert außer Lernen und Klausuren schreiben. Während dieser Zeit wurden unglaubliche Mengen Schokolade konsumiert, außerdem Tee und Kaffee, der PC war überdurchschnittlich häufig an, um mit ihm Word-Dokumente durchzuscrollen... In meinen Pausen hat mir einerseits Wiebke Gesellschaft geleistet um mit mir ein paar anspruchsvolle *hust* Onlinespiele zu zocken (Area, Hexxagon, Minigolf...), und wenn sie nicht online war, habe ich entweder niveaulose Collegehumor-Videos angesehen (besonders Jake and Amir, check it out!!! Meine Lieblingsfolge :D) oder Episoden der hochintelligenten Serie The Big Bang Theory. In der geht es grundsätzlich um vier total nerdige Physiker, die alle einen Schaden haben. Meine Lieblingsszene ist ganz unten im Blog, denn das Video ist einfach zu breit *grummel*

Mit den Klausuren bin ich übrigens fast durch, es fehlt nur noch eine am Donnerstag im Stil von "Laden Sie dieses .zip-Dokument runter, entpacken Sie es, beantworten Sie die Fragen im Word-Dokument, formatieren Sie das Word-Dokument den Anweisungen entsprechend, verzipen sie alles wieder, schicken Sie es Ihrer Professorin in einem E-Mail-Anhang und vergessen Sie bloß nicht die Netiquette". (Kein Scherz.)

Die anderen Klausuren waren nicht ganz so einfach, aber alle irgendwie doch machbar. Insgesamt sind es 7. Wenn ich hier noch einmal kurz anmerken darf, dass ich zwei Übersetzungen auf Papier geschrieben habe, nur mit einem Stift und Wörterbuch bewaffnet??! Im Nachhinein war es gar nicht so schlimm, aber ich bin doch eher eine PC-Person. Wie auch immer, wir haben auf Papier geschrieben, und an der Genfer Uni gibt es für die Klausuren eine wirklich coole Regelung: Buntes Papier. (Nein, das war jetzt nicht wirklich aussagekräftig, ich fange nochmal vorne an.)

Es schreiben meistens 5-6 Kurse gleichzeitig ihre Klausur in einem riesigen Hörsaal. Damit es kein genauso riesiges Chaos gibt, hängt außen an der Tür ein Zettel: Übersetzen EN/DE - grün, Übersetzen EN/ES - violett, Übersetzen FR/ES - gelb, etc. Man betritt also ein paar Minuten vor Beginn der Klausur den Hörsaal (in den 500 Personen reinpassen, oder waren es mehr?) und findet auf jedem 2. bis 3. Platz einen Bogen, bei dem der linke Rand in einer der Farben eingefärbt ist. Dann sucht man sich einen Platz mit seiner Farbe, setzt sich hin, öffnet den Bogen und findet die Klausuraufgaben. (Die man dann beantwortet und nach 2 Stunden abgibt.) Ziemlich praktisch, finde ich. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich Violett, Blau, Türkis, Gelb und Grün, davon eines doppelt. Nicht, dass es irgendjemanden interessiert. Uni Leipzig, nimm dir ein Beispiel an dieser vorbildlichen Organisation!!

Tja, eigentlich hatte ich gehofft, über eine Schneeballschlacht berichten zu können - es war ja mal eine angedacht -, aber leider gab es immer noch keine. Da wir jetzt allerdings Zeit im Überfluss haben, fahren wir sicher mal in die Berge, vielleicht sogar zu einer Schlittenbahn :D (An alle Skifahrer: Nein, ich kann nicht Ski fahren, Vroni kann es auch nicht.) Und vorausgesetzt, dass Schnee liegt... ja, ihr werdet es erraten.

Was allerdings fest ausgemacht ist, ist eine Fahrt nach Luzern nach den Klausuren!!!! Zwei unserer Mitbewohnerinnen kommen ursprünglich aus Luzern und eine hat uns eingeladen, ein paar Tage bei ihr zu verbringen. Also fahren wir vom 09.02. bis 11.02. nach Luzern und werfen unser hartverdientes Erasmusgeld zum Fenster raus *grins*

Sooooooo... in ein paar Minuten kommen Christopher und Edward, dann gibt es Nudeln mit genialer Bolognesesauce (original von Christopher gekocht, eingefroren und gleich mitgebracht) und danach werde ich mal wieder haushoch beim Pokern verlieren.
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Ich hab noch nie so über etwas im Fernsehen gelacht wie da.